Protestantische Peterskirche

Protestantische Peterskirche

Mittelalterliche Seelenqual

Die ältesten Bauteile der Peterskirche sind die drei mit Lisenen und Rundbogenfriesen gegliederten Turmgeschosse. Nicht nur dadurch besteht ein kunstgeschichtlicher Zusammenhang mit dem Wormser Dom. Gleiches gilt für die in Kirchheimbolanden erhaltenen bauplastischen Elemente: so reitet an der Südostkante des Turmes eine männliche Gestalt auf einem krötenähnlichen Tier (Dämonenreiter) und an der Ostfassade sind auf zwei Konsolen ein Löwenkopf und eine Abwehrmaske zu finden. 

Das ist keineswegs bloße bauplastische Spielerei, sondern Ausdruck irratonaler Bedrohungen, denen sich der Mensch des 12. Jahrhunderts vielfach ausgesetzt sah.

„Heim bei der Kirche“

Im 8. Jahrhundert – genauer: am 28. Dezember 774 – wurde Kirchheim erstmals urkundlich erwähnt. Damals schenkte Wulfrich zu seinem Seelenheil Hofreiten, Weinberge und Wälder in Kirchheimer marca an das Kloster Lorsch.

Das „Heim“ (Dorf) bei der Kirche bestand zu diesem Zeitpunkt aber wohl schon längere Zeit, denn „Heim“ – Ortsnamen sind typisch für eine Besiedlung zwischen 450 und 600.

Auf diese Zeitspanne weist auch die an der Stelle der späteren Peterskirche bereits in fränkischer Zeit bestehende Remigius- Kirche hin, benannt nach Bischof Remigius von Reims (um 436-533), einem der drei fränkischen Reichsheiligen.

Weitere urkundliche Erwähnungen „Kirchheims“ liegen aus dem 12. Und 13. Jahrhundert vor. 1370 ist dann von dem zwei Jahre vorher zur Stadt erhobenen Dorf Kirchheim  als Kirchheim by Bolanden die Rede. Bei Bolanden, das deutet auf die großmütterliche Herkunft des damaligen Stadtherrn Graf Heinrich II. von Sponheim von dem in der Stauferzeit (zweite Hälfte des 12. erste Hälfte des 13. Jahrhunderts) als Reichsministeriale politisch einflussreichen Herren von Bolanden hin

In der nun entstehenden Stadtummauerung lag die Peterkirche zwar am nördlichen Rand, doch wurde mit der daran anschließenden Vorstadt oberhalb des Oberen Tores [Standort 19] das alte Kirchheimbolander Siedlungsareal voll in den neuen städtischen Baubereich einbezogen.

Die Peterskirche markiert damit zugleich den Mittelpunkt des fränkischen Dorfes Kirchheim.

Graf Heinrich II. von Sponheim (reg. 1350-1393)

Das 14. Jahrhundert war eine Zeit territorialer Raumbildung. Nicht nur größere Herrschaftsräume – vor allem die kurfürstlichen – wurden zunehmend Machtfaktoren. Gleiches gilt für kleinere und kleinste Territorien. Da diese oft aus Erbteilungen hervorgegangen sind, haben sie auch nicht selten nur zeitlich engen Bestand.

Ein Beispiel ist Graf Heinrich II. von Sponheim (reg. 1350-1393). Er profitierte insbesondere vom Niedergang des Hauses Bolanden. So gelangte er durch eine Reihe von sich über mehrere Etappen und Jahre hinziehenden Teilkäufen in den Besitz Kirchheims.

1368 folgte dann der Erwerb der Stadtrechte. Damit wurde Kirchheim zum zentralen Ort in Heinrichs Territorium, das dann auch schon bald unter dem Namen Herrschaft Kirchheim firmierte. Hier bestimmte der Graf deshalb auch die Peterskirche als Grabstätte. Die Grabplatten sind leider verloren, jedoch in Zeichnungen des 17. Jahrhunderts überliefert, darunter die des 1393 verstorbenen Grafen Heinrich.

Auch in der anschließenden nassau-saarbrückischen Zeit Kirchheimbolandens wurde die Peterskirche noch eimal herrschaftliche Grabstätte, so für Graf Adolf (gest. 1559) – sein Wappen zeigt die Wappentafel am Stadthaus und seine Frau Anastasia (gest. 1558).

Und schließlich wurde hier auch 1787 die reformierte Fürstin Caroline von Nassau-Weilburg bestattet, die dann aber später in die Paulskirche überführt wurde.

Katholisch – lutherisch – reformiert – uniert

Die Peterskirche ist ein Spiegelbild der Konfessionsgeschichte seit dem Mittelalter.

Bis zur Reformation katholisch, wurde sie Mitte des 16. Jahrhunderts lutherisch, mit dem Bau der Paulskirche, der neuen lutherischen Kirche, reformiert (calvinistisch) und in Folge der Vereinigung der beiden evangelischen Konfessio 1817/18 uniert. 

Im heutigen Kirchenraum ist diese konfessionsgeschichtliche Entwicklung nicht mehr unmittelbar sichtbar.

Fürstin Caroline von Nassau-Weilburg (1743-87)

Caroline von Nassau-Weilburg wuchs als Tochter des niederländischen Erbstatthalters Wilhelm IV. von Oranien-Nassau-Dietz in Den Haag auf. Ihre 1760 mit Fürst Carl Christian von Nassau-Weilburg geschlossene Ehe führte sie dann nach Kirchheimbolanden. 

Da das weilburgische Fürstenhaus jedoch lutherisch war, wurde die Vermählung nur unter der Bedingung gestattet, dass Caroline ihren reformierten Glauben behalten durfte.

Damit war nun auch in der seit 1738 reformierten Peterskirche eine Fürstenloge erforderlich. Sie gibt mit ihrer verglasten Empore dem Kircheninneren noch heute einen höfischen Flair. Ein fürstliches Geschenk ist zudem die Orgel von 1778.

(Das heutige Orgelwerk ist allerdings eine Steinmeyer Orgel von 1917.)

Skip to content