1848/49 stand Deutschland an einem historischen Scheideweg. Die Alternative lautete: Fortbestehen des monarchischen ObrigkeitssOtaates oder Einführung demokratischer Strukturen. Eine folgenreiche Entscheidung für die Pfalz fiel am 14. Juni 1849 in Kirchheimbolanden.
Das revolutionäre Geschehen von 1848/49 ist in Kirchheimbolan den an zahlreichen Orten des Altstadtbereiches „gegenwärtig“. Erschlossen werden diese Orte in fünfzehn Stationen in Form eines „Freischarenweges“, der als „Lehr“ und „Lernpfad“ konzipiert ist.
Dessen Ziel ist es, die Revolution von 1848/49 als Ereignis der lokalen wie der deutschen Geschichte „erlebbar“ zu machen.
Der Weg beginnt und endet als „thematischer Stadtrundgang“ am Schloßplatz. Unter den einzelnen Stationen sind zum Beispiel die Prot. Peterskirche, wo am 5. April 1848 eine revolutionäre Bürgerversammlung stattfand, das Schloß, in dem die rheinhessischen Freischaren ihr Hauptquartier eingerichtet hatten, der Schloßgarten, in dem am 14. Juni 1849 das Gefecht mit preußischen Truppen das bittere Ende der pfälzischen Revolution einläutete, der Friedhof mit dem Grab der am 14. Juni 1849 gefallenen Freischärler und ihrem Denkmal aus dem Jahr 1872, der „Trauernden Germania“. Ebenso gehört das Museum im Stadtpalais zu den Stationen dieses auf etwa zwei Stunden angelegten Rundganges.
An allen Stationen informieren Tafeln über die jeweiligen Ereignisse.
Allgemeiner Hintergrund:
1815 wurde auf dem Wiener Kongress eine neue politische Ordnung für Deutschland geschaffen (34 Einzelstaaten, darunter das Königreich Preußen und Bayern). Versäumt wurde die Entwicklung in Richtung Parlamentarisierung des öffentlichen Lebens. Dies hatte zur Folge, dass im Februar 1848 König Louis Philippe gestürzt wurde. Deshalb setzten die Monarchen zur Verhinderung einer Revolution „liberal“ orientierte Regierungen ein und akzeptierten freie Wahlen für ein gesamtdeutsches Parlament, zur Erarbeitung einer demokratischen Verfassung. Im Mai 1849 trat dieses Parla ment zusammen und legte 10 Monate später eine Verfassung vor. Bayern und Preußen lehnten dieses Staatsmodell ab.
Dies führte vor allem in der Pfalz (gehörte seit 1816 zu Bayern) zu einem offenen Konflikt mit der staatlichen Obrigkeit. Am 17. Mai 1849 gründete sich in Kaiserslautern eine „Provisorische Regie rung für die Pfalz“, welche die Unabhängigkeit der Pfalz von Bayern erklärte. Preußischen Truppen, dienten als „Amtshilfe“ für Bayern zur militärischen Niederschlagung der pfälzischen „Rebellion“. Am 14. Juni gab es eine vernichtende Niederlage der „Freischärler“ und man stellte die „alte Ordnung“ wieder her. Erst 1871 entstand mit dem PreußischDeutschen Kaisertum ein Nationalstaat. Die verfassungsmäßige Grundrechtsgarantie, wie 1849 angestrebt, galt erst seit 1919 mit der Weimarer Verfassung.
Museum im Stadtpalais Kirchheimbolanden
Im Museum Kirchheimbolanden wird das Thema Revolution 1848/1849 zurückgehend bis in die Zeit des „Hambacher Festes“ (1832) auf einer Fläche von rund 120 m2 behandelt. Zahlreiche Zeitdokumente (u.a. Fahnen der Bürgerwehr und Freischar, Drucke, Waffen), aber auch der Einsatz von Medien, insbesondere von Hörstationen, vermitteln ein anschauliches Bild der Revolutionszeit.
Das Museum in der Amtsstraße 14 ist dienstags bis sonntags, von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.
Gruppenführungen können unter der Telefonnummer 0 63 52 / 40 18 50 (Museum im Stadtpalais) vereinbart werden.
Stadtführungen
Zweistündige Stadtführungen auf den Spuren der Freischaren können bei der Verbandsgemeindeverwaltung Kirchheimbolanden gebucht werden.
Eine kulinarische Freischarenführung wird gerne für Gruppen ab 15 Personen beim Donnersberg-Touristik-Verband organisiert. Bitte mindestens 2 Wochen vor dem Wunschtermin anfragen.