Museum im Stadtpalais

Museum im Stadtpalais

Mittelalter, Barockzeit, 19. Jahrhundert und noch sehr viel mehr

Das hauptamtlich geführte Museum im Stadtpalais Kirchheimbolanden zeigt auf rund 1.500 Quadratmetern ausgewählte Objekte von der Vorgeschichte bis zum 20. Jahrhundert.

Die Abteilung Vor- und Frühgeschichte (Raum EG 2) präsentiert Funde aus der Steinzeit (Klingen, Faustkeile, Steinbeile, Pfeilspitzen, Tongefäß), Bronzezeit (Messer, Ringschmuck, Statuette eines Knaben) und Eisenzeit (Messer, Armringe) aus Kirchheimbolanden und Umgebung (unter anderem Bischheim, Bolanden, Morschheim). Als besonders ergiebiger Fundort erwies sich Gewerbegebiet im Norden der Stadt (Morschheimer Straße) mit einem brandkeramischen Tongefäß (5./4. Jahrtausend v. Chr.), spätbronzezeitlichem Gräberfeld (ca. 1200 bis 1050 v. Chr.) und eisenzeitlichen Siedlungsspuren (ca. 800 bis 250 v. Chr.). Ein herausragendes Einzelstück ist ein keltischer Achsnagel vom Donnersberg. Ebenfalls der keltischen Zeit (ca. 450 v. Chr. Zeitenwende). Kann ein Steinkopffigur mit drei Gesichtern aus Albisheim zugeordnet werden. Ein beachtlicher Fund aus dem Kirchheimbolander Gewerbegiebt Nord, eine römerzeitliche Grabstätte mit Glasurne, Glasflaschen und Grablampe (etwa 80 bis 120 n. Chr.) wird in der Tordurchfahrt des Museumsgebäudes gezeigt.

Dieses archäologisch breite Spektrum weist Kirchheimbolanden und Umgebung als eine Region früher Besiedlung seit der Steinzeit aus. Grenzten hier doch zum Donnersberg hin Wald und zum Rhein zu ackerbaugünstiges Offenland aneinander. Das sind naturräumliche Gegebenheiten, die nicht zur seit der frühneolithischen Bandkeramik (5./4. Jahrtausend v. Chr.) eine vorgeschichtliche Besiedlung ermöglichten, sondern auch im Frühmittelalter eine entscheidende Siedlungsgrundlage boten.

Die Abteilung Mittelalter (Raum EG 3) macht zunächst mit zwei historischen Schlüsselereignissen der Geschichte Kirchheimbolandens bekannt: der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 774 mit einer Schenkung von Hofreiten und Weinbergen in Kirchheim an das Kloster Lorsch und der Stadtrechtsverleihung durch Kaiser Karl IV. an Graf Heinrich II. von Sponheim 1368. Wie dann der Stadtausbau innerhalb des Befestigungsrings für die weitere Stadtentwicklung richtungsweisend wurde, verdeutlicht ein „Infotisch“ in der Mitte des Raumes.

Die „Säulen mittelalterlicher Machtentfaltung“ sind aber nicht nur die Städte, sondern ebenso die Klöster und Burgen. Beide Herrschaftsfaktoren werden deshalb durch architektonische Reste des Klosters Rothenkirchen (auf Kirchheimbolander Gemarkung) und ein Großmodell der Burg Neu-Bolanden (in der Nachbargemarkung) repräsentiert. Beides waren Großbauten. Zu Rothenkirchen belegt das besonders ein Kapitell eines achtteiligen Bündelpfeilers. Und der bauliche Umfang Neu-Bolandens (Länge: ca. 110 m, Breite 90 m), Sitz der Herren von Bolanden, die in staufischer Zeit als Reichsministerialen am Ober- und Mittelrhein eine wichtige Rolle spielten, unterstreicht deren machtpolitisches Gewicht weit über die Nordpfalz hinaus.

Bolandische Erben – auch in Kirchheimbolanden – waren dann die Grafen von Sponheim und wiederum als deren Erben 1393 die Grafen von Nassau zuletzt, deren 1737 in den Fürstenstand erhobene Zweiglinie Nassau-Weilburg. Sie erhoben Kirchheimbolanden zur Residenz ihres n der mittleren Lahn, am Donnersberg und an der oberen Saar gelegenen Streuterritoriums. Diese 1792 durch französische Revolutionstruppen gewaltsam beendete Residenzphase der Stadt wird im „Musiksälchen“ und Nassau-Weilburg-Zimmer (Räume OG 1 und 2) präsentiert. Vorgestellt werden die beiden Fürstenpaare Carl August (reg. 1719-53) und Auguste Fredericke sowie Carl Christian (reg. 1753-88) und Caroline. Dazu kommen das Militär und die Jagd als zwei für das Verständnis barocke Regenten kennzeichnende Lebensbereiche. Exponate dazu sind unter anderem das Blechschild einer nassau-weilburgischen Grenadiermütze und eine „Forst-, Wald- und Jagdordnung“ von 1749 sowie ein fürstliches Jagdgewehr samt „Hirschfänger“. Weitere Einblicke in die nassauische Zeit geben ein Familienbild der Fürstin Caroline und ihrer Kinder, Erinnerungsmedaillen und Münzen (darunter ein „Schüsselpfennig“ aus der Kirchheimbolander Münzstätte [Standort 10]).

Zur barocken Lebenskultur der Kirchheimbolander Fürstenzeit gehört nicht zuletzt die Musik. Wolfgang Amadeus Mozarts Besuch im Januar 1778 war dabei ein besonderer Glanzpunkt. Im Museum wird die Residenzrolle der Musik durch den im Original erhaltenen Innenausbau eines Musiksalons mit einer gediegenen Wandvertäfelung in frühen Zopfstilformen und qualitätvoller Deckenstuckierung (Allegorien der vier Jahreszeiten) erlebbar. Ebenfalls in die Fürstenzeit weist in der Tordurchfahrt des Museumsgebäudes eine 3,40 m hohe Minervafigur (in der Art des kurpfälzischen Hofbildhauers von Verschaeffelt), deren ursprünglicher Standort in der Eingangshalle des Residenzschlosses vermutete werden kann.

Im 19. Jahrhundert war Kirchheimbolanden eine pfalzbayerische Landstadt. Diese Phase nimmt im Obergeschoss des Museums breiten Raum ein (Räume OG 7-11). Schwerpunkte sind die Bereiche Politik (Revolution 1848/49 und ihre „vormärzliche“ Vorgeschichte) sowie Gesellschaft/Wirtschaft/Wissenschaft (hauptsächlich in der Kaiserzeit). Zum revolutionären Geschehen 1848/49 (Raum OG 7-9) führten das Hambacher Fest 1832 (Raum OG 8) und der territitoriale Neuanfang mit der Zugehörigkeit Kirchheimbolanden zum Königreich Bayern ab 1816 (Raum OG 7). Zu Näherem dazu.

Gesellschaftlich und wirtschaftlich war im 19. Jahrhundert insbesonders die Kaiserzeit (1871 bis 1918) eine vielschichtige Phase der „Modernisierung“. Das betraf in Kirchheimbolanden auch den Schlossgarten, der als jetzt bürgerlicher Garten neu gestaltet wurde. Auftraggeber war Heinrich von Brunck  der im oberen Teil des Areals auch seine Villa erbaute, die allerdings nicht mehr besteht. Fotos und eine Fliesenwand sind jedoch erhalten (Raum OG 11). In Kirchheimbolanden hat Brunck aber auch noch an anderen Stellen seine Spuren hinterlassen, so mit der Anlage des Schillerhains. Wirtschaftsgeschichtlich ist die Stadt in das Zeitalter der Industrialisierung eingetreten. Dieses Themenfeld wird zukünftig in Wechselausstellungen in den (Räumen OG 4-5a) näher beleuchtet. Dabei geht es dann auch darum, die kaiserzeitliche Kirchheimbolander Gesellschaft mit ihren prägenden Akteuren zu „illustrieren“. Mit Kirchheimbolanden ist in dieser Phase aber ebenso ein Wissenschaftler von Weltrang verbunden: Georg von Neumayer (1826-1909), Gründer der Deutschen Seewarte (heute: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg) und Nestor der deutschen Antarktisforschung. Das Museum im Stadtpalais vermittelt also überaus reiche Einblicke in die Geschichte und sollte deshalb in  die Kirchheimbolander Stadt-Tour(en) unbedingt eingeplant werden. Denn es gibt noch sehr viel mehr als das hier vorgestellten Exponate zu entdecken.

Das Museum ist dienstags bis sonntags von 14.°° bis 17.°° Uhr geöffnet.

Der Eintritt ist frei.

Gerne organisiert das Museum Führungen und Veranstaltungenmit Schulklassen.

Zudem sind im „Musiksälchen“ auch Trauungen durch das Standesamt der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden (Tel. 06352/4004-200 oder 202) möglich.

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