Paulskirche mit Mozartorgel

Die protestantische Paulskirche und die Mozartorgel – Sie sind in einem Atemzug zu nennen. Das sehenswerte Gebäude ist ein Werk des Architekten Julius Ludwig Rothweil, errichtet bis 1744 als Schlosskirche nach Weiburger Vorbild, mit 19 Meter hoher Decke, schön gestalteter Kanzel, Fürstenloge, Kronleuchtern, Stuck und Bemalung. Von außen hingegen absolut nüchtern und ohne Turm.

Die lutherische Paulskirche in Kirchheimbolanden ist eine Schlosskirche und nach dem Schloss das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Sie wurde zusammen mit dem Schoss und dem Schlossgarten als harmonische Einheit errichtet. Nach außen wirkt sie eher unscheinbar.

Im Auftrag von Fürst Karl August von Nassau-Weilburg wurde mit dem Bau der Kirche 1739 begonnen, also ein Jahr nach Einleitung des Schlossneubaus. Der Bauplatz ist etwa 6.500 qm groß und war früher Teil des Pfauengartens, der teilweise Privatleuten gehört hatte. Um eine ebene Baufläche zu erhalten, mussten hangseits bis zu einer Höhe von 6 m, etwa 3.600 cbm abgetragen, bzw. weggesprengt werden. Um die spätere Unfallgefahr zur reduzieren, entstand entlang der neuen Prinzegasse = Amtsstraße eine halbhohe Mauer, die durch die breite Haupttreppe unterbrochen wurde. Mit dem Abraum der beiden Baugruben: Paulskirche und Schlossneubau füllten die Arbeiter den früheren Stadtgraben von der Peterskirche bis zum heutigen Stadt Bibliothek und schufen zusätzlich einen schönen Schlossinnenhof und Vorplatz. Nach 5 jähriger Bauzeit konnte sie eingeweiht werden.

Architekt der St. Paul Kirche war Julius Ludwig Rothweil, der zwischen 1739 und 1744 im Auftrag von Fürst Karl August von Nassau-Weilburg die neue Schlosskirche plante und errichten ließ. Bereits ein Jahr nach der Einweihung wurde 1745 eine der breiten Wendeltreppen, die einst zur Fürstenloge hinaufführte, herausgebrochen. Man wechselte sie für eine bequemere und gerade Treppe ein. Noch heute sind allerdings die Mauerrundungen, die für die ehemals runde Wendetreppe gebaut wurden, erkennbar.

Obwohl die Hofkirche in Zeiten des Absolutismus und der Stilepoche des Spätbarocks erbaut wurde, verkörpert sie das, was man sich normalerweise nicht unter einer Kirche oder gar unter einer Schlosskirche von außen vorstellt. Sie weist eine relativ unscheinbare Gestalt ohne reiche Verzierungen und äußeren Glanz auf. Der Kirchenbau gleicht eher einem Saalbau mit glatten Wänden, einer einfachen Tür, schnörkellosen Fenstern sowie einem „normalen“ Walmdach. Sehr auffallend ist, dass der für jede Kirche typische Kirchturm und somit auch das Glockengeläut fehlen. Wurde ein Geläut benötigt, bediente man sich an der nahe gelegenen Peterskirche.

Macht die Kirche von außen einen eher unscheinbaren Eindruck, ist sie im Inneren umso prunkvoller ausgestattet und erlangt eine beeindruckende Größe. Der Zentralbau mit den Grundmaßen von 17 mal 22 Metern und einer Höhe von 19 Metern wird durch einen Querbau geschnitten. In diesen seitlichen Anbauten befinden sich auf der einen Seite das Trias Orgel, Altar und Kanzel. Auf der anderen Längsseite liegen die Fürstenloge mit den benachbarten Seitenlogen.

Das Deckengewölbe war bis ins 20. Jahrhundert nie vollendet worden. Erst zwischen 1964 und 1966 gestaltete der Restaurator Otto Frankfurter eine Kirchendecke, für die er sich an der Decke der Schlosskirche von Weilburg orientierte. Im Scheitel des Gewölbes ist eine Taube zu sehen, die den Heiligen Geist symbolisiert. Das Deckengewölbe dient als Himmelszone, die religiöse Erleuchtung und Heil ausstrahlt.

Die Stummorgel wurde im Sommer 1745 eingebaut, und gab den kirchlichen Veranstaltungen einen sehr emotionalen Rahmen. Von Anfang an, wurden im Rahmen der großen christlichen Feiertage Konzerte gegeben. Nach der Registerzahl die größte erhaltene Orgel der Werkstatt Stumm.

Die sogenannte Mozartorgel, eine der letzten Barockorgeln von Johann Michael Stumm. Mit 45 Registern, drei Manualen sowie Pedal mit 2830 Pfeifen und ein Glockenspiel mit 25 Glocken. Auf ihr spielt der Namensgeber 1778 selbst. Sie ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ihre originale mechanische Spieltraktur ist in den 1930er Jahren durch eine elektrische ersetzt, und ein zweiter Spieltisch in der Fürstenloge installiert worden. Zwischen 1963 und 1966 Jahren fanden u. a. eine Erweiterung der Klaviaturumfänge, Änderungen an Windladen, Stimmung und Temperierung sowie eine teilweise Remechanisierung der Trakturen statt. Der zweite Spieltisch wurde dabei in den Kirchenraum gegenüber dem Altar umgesetzt. In den 2020er Jahren sollen die in die Jahre gekommene Orgel grundlegend instandgesetzt und unpassende Eingriffe in die Originalsubstanz rückgängig gemacht werden.

Nur etwa 50 Jahre nach Errichtung der Kirche und des Schlosses belagerten die Franzosen die linksrheinische Pfalz (Französische Revolution 1789-1799). Die Fürstenfamilie floh und hinterließ ein Schloss, welches im Plünderungswinter von 1792/93 sowohl durch Franzosen als auch von der Einwohnerschaft stark zerstört wurde. Bemerkenswerterweise sind keine großen Zerstörungen an der lutherischen Kirche St. Paul überliefert. Auch die weiteren Kriege und Gefahren überlebte die Kirche weitestgehend unversehrt.

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