„Drey Kronen“
Stadtbildwandel
Wie sehr das mittelalterliche Stadtbild Kirchheimbolandens im 18. Jahrhundert überformt worden ist, erschließt sich bereits in der Schlossstraße 1 und 3. Muss man sich hier ursprünglich Giebelhäuser vorstellen, so waren nun traufständige Häuserfassaden „modern“.
Das heutige Restaurant „Drey Kronen“ wurde nach den eingeschnittenen Buchstaben im Eckpfeiler im Jahr 1717 von dem Bäckermeister Philipp Leininger erbaut. 1772 war das Anwesen im Besitz von Franz Hotter. Zusätzlich zur Bäckerei betrieb er hier das Gasthaus „Zu den drey Kronen“.
1792 folgte dann der aus Kreuznach stammende Küfer und Bierbrauer Christian Johann Lambert (1749-1831). Er erweiterte die „Drey Kronen“ mit einer Brauerei. Die ersten Jahre seiner Kirchheimbolander Zeit waren voller politischer Turbulenzen. Denn Lambert kam im gleichen Jahr hierher, in dem die nassau-weilburgische Residenzzeit endete. Vierzehn Jahre später zerbrach dann auch das „Alte Reich“.

Stadtbildgestaltung
Die Fachwerkbauweise bestimmte nicht nur im Mittelalter städtische Erscheinungsbilder. Sie blieb sogar bis ins 18. Jahrhundert hinein für neu errichtete Bürgerhäuser maßgebend.
Entsprechend war auch noch in der Zeit, als Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg (reg. 1675-1719) mit dem Schlossbau [Standort 32] begann, die Fachwerkbauweise in der Altstadt üblich.
Mitte des 18. Jahrhunderts passten jedoch Fachwerksfassaden nicht mehr ins Bild einer Residenzstadt. Der auf Johann Ernst folgende Regent Carl August (reg. 1719-53) – zumal nachdem er 1737 in den Reichsfürstenstand erhoben worden war – erließ deshalb eine neue Bauordnung. Zwar konnten Neubauten auch weiterhin im Obergeschoss als Fachwerk aufgeführt werden, sie waren aber zu verputzen, um so dem residenziellen Stadtbild ein „besseres Aussehen“ zu geben das Renommee des Fürsten zu steigern.
Bestehende Häuser waren davon ausgenommen. Denn Fürst Carl August wollte gerade damit die von ihm ausgehende Neuerung in der Stadtbildgestaltung noch zusätzlich unterstreichen. In Kirchheimbolanden stehen deshalb vorfürstenzeitliche Fachwerkbauten und fürstenzeitliche Putzbauten oft unmittelbar nebeneinander.
