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Schlossgarten

Von der fürstlichen zur bürgerlichen Gartenanlage

Der Kontrast zwischen dem fürstlichen Barockgarten und der späteren Umgestaltung des Schlossgartens könnte größer kaum sein.

So zeigt ein Plan von 1759 einen nach strengen, geometrischen Regeln angelegten Garten ganz um Sinne des französischen Ideals von Symmetrie und Ordnung, um Natur durch Beyhülfe der Kunst in ihrer wahren Schönheit zu entfalten.

Dem aber hielt Jean-Jacques Rousseau 1761 entgegen: Die Natur pflanzet nichts nach der Schnur. Ganz in diesem „neuen“ Sinn folgt dann die englische Gartenbaukunst der Gestaltungsidee, die Vielfalt der Natur in all ihrer schönen Unregelmäßigkeit zu imitieren. Die Empfindung des Schönen – verstanden als „sublimity“ (das Erhabene) und „picturesque“ (das Malerische) – soll sich so mit vergnüglicher Erholung verbinden. Entsprechend begann bereits in der späten Kirchheimbolandern Fürstenzeit der „Umbau“ des Schlossgartens zu einer englischen Gartenanlage.

Das heutige Gartenbild geht vor allem auf das Zusammenwirken des Gartenbesitzers Heinrich von Brunck und des Frankfurter Gartenkünstlers Philipp Siesmayer Ende des 19. Jahrhunderts zurück.

Der Schlossgarten zählt damit zum Kreis der über einhundert noch bestehenden Gärten und Parks, die diesem 1842-1932 in Frankfurt-Bockenheim bestehenden Gartenbaubetrieb zu verdanken sind.

Der Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts ist damit ein Gegenentwurf des fürstlichen Lustgartens des 18. Jahrhunderts.

Heinrich von Brunck

Geheimer Kommerzienrat Dr. Heinrich von Brunck (1847-1911), aus einer in Winterborn (14 km nordwestlich von Kirchheimbolanden) ansässigen Bauernfamilie stammend, war nach seinem Chemiestudium in Bonn bei August Kekulé in die BASF Ludwigshafen eingetreten. 1901-11 stand er an der Spitze des Aufsichtsrates.

Mit Kirchheimbolanden bleibt er vor allem mit dem Schlossgarten verbunden, dessen heutiger Altbaumbestand zum großen Teil ihm zu verdanken ist. Die Villa, die er sich im nördlichen Bereich des Schlossgartengeländes bauen ließ, besteht allerdings nicht mehr. Das Museum im Stadtpalais [Standort 28] vermittelt aber noch einen Eindruck. Dort wird auch eines der kaiserzeittypischen Glasfenster gezeigt, die Heinrich von Brunck und Carl Glaser für die Paulskirche [Standort 30] gestiftet hatten. Im Zuge der 1966 abgeschlossenen Kirchenrenovierung zur Wiedergewinnung des ursprünglichen historischen Raumbildes wurden sie allerdings ersetzt.

Bestattet ist Heinrich von Brunck im Schlossgarten. Seine Grabstätte befindet sich im östlichen Gartenteil.

Levy-Tor

Die rund 500 m „Lange Bahn“, die zentrale Achse des umfangreichen Gartengeländes zwischen der Neumayerstraße und der Dr.-Edeltraud-Sießl-Allee wird nach Osten vom Levy-Tor abgeschlossen. 1888 wurde es in neubarocken Formen nach einem Entwurf von Ludwig Levy (1854-1907, Karlsruhe) geschaffen. Die Ausführung erfolgte durch den Frankfurter Kunstschmied Franz Brechenmacher. Beides waren in der Kaiserzeit bekannte Namen: Levy plante unter anderem die Synagogen in Kaiserslautern, Straßburg und auch Winnweiler (alle wurden 1938 zerstört). Brechenmacher trat vor allem durch schmiedeeiserne Tore hervor (etwa zur Villa Dacqué in Neustadt a.d.W. oder auf der Weltausstellung 1893 in Chicago).

Das Levy-Tor ist aber ebenso mit der damaligen Schlosseigentümer-Familie Brunck verbunden: mit Ulrich Brunck (1833-1906), 1890-98 Reichstagsabgeordneter und 1905/06 Stadtbürgermeister von Kirchheimbolanden sowie mit Heinrich von Brunck (1847-1911). Beide waren Ehrenbürger der Stadt.

Informationszentrum Schlossgarten

Über den Schlossgarten Kirchheimbolanden unterrichtete seit 2012 ein vom Förderkreis Schloßgarten eingerichtetes und betriebenes Informationszentrum im „Kelternhaus“. Schwerpunkte sind die Geschichte und Botanik der Parkanlage.

Das Informationszentrum Schloßgarten im Kelternhaus ist in den Monaten Mai bis Oktober sonn- und feiertags von 13.00 bis 16.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

(Die Bezeichnung „Kelternhaus“ weist darauf hin, dass nördlich an die Parkanlage die ca. 2,3 ha große Weinlage „Kirchheimbolander Schloßgarten“ angrenzt