Platz der Synagoge
August von Voit
Architekt der Kirchheimbolander Synagoge war August von Voit (1810-70). Bevorzugte er für seine zahlreichen pfälzischen Kirchenbauten die Neuromanik, so für Synagogen eine maurisch-byzantinische Stilistik, um damit „an die Herkunft der Juden aus dem Orient zu erinnern.“
Ganz im Geist der Kunstpolitik König Ludwigs I. von Bayern wirkte Voit 1832-41 als Zivilbauinspektor bei der pfälzischen Kreisregierung in Speyer. Im Zentrum stand dabei der Gedanke, alles staatliche und kirchliche Bauen soll von einer an der Geschichte orientierten „Kunstidee“ bestimmt sein.
Die Kirchheimbolanden Synagoge hat dem Ausdruck gegeben.
„Der Synagogenbrand weitete sich aus“
1870 hatte die jüdische Gemeinde Kirchheimbolanden 134 Mitglieder.
Die Synagoge war ihr kultisches Zentrum – bis zum 10. November 1938, als auch in Kirchheimbolanden das jüdische Gotteshaus in Brand gesetzt wurde.
Der Holocaust folgte dann ebenfalls schon bald. – „Der Synagogenbrand weitete sich aus.“
Die elf letzten jüdischen Einwohner der Stand sin in einem „Verzeichnis der noch in Kirchheimbolanden wohnhaften Juden“ vom 6. Dezember 1939 genannt.
Ihre Namen verzeichnet ein Gedenkstein auf dem Platz der ehemaligen Synagoge.
Überlebt haben das „Dritte Reich“ nur zwei der Genannten.
„Die Flammen loderten heftig gegen den dunklen Himmel“
Im November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen – auch in Kirchheimbolanden.
Einer der elf letzten Einwohner der Stadt – der damals sechsjährige Carl Hausmann – berichtete darüber in seiner 2011 veröffentlichten Lebensgeschichte:
Am Tag nach der Reichsprogromnacht, am 10. November 1938, zündeten die Nazis die Synagoge in Kirchheimbolanden an. In der Nacht brachten mich meine Eltern zu der brennenden Synagoge. Die Flammen loderten heftig gegen den dunklen Himmel. An Samstagen und in den Ferien wir ich mit meinem Vater und Bruder dort zu Gottesdiensten gegangen. Es hatte schicksalshafte Bedeutung, dass ich durch meine Eltern zum Augenzeugen der Zerstörung wurde, denn nicht allzu viele Jahre danach würde ich einer der zwei Überlebenden unter den letzten verbliebenden Juden der Stadt werden. (Die andere, Elise Usner, die mit einem „Arier“ nach Theresienstadt deportiert, ein Lager in der Tschechoslowakei, heute Tschechische Republik, das eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Todeslagern war. Hitlers Herrschaft endete jedoch einen Monat nach ihrer Deportation, kurz vor der großen Niederlage der deutschen Armee, die den Zweiten Weltkrieg in Europa beendete, und Elise Usner kam im Juni desselben Jahres nach Kirchheimbolanden zurück.)
Carl Hausmann überlebte seine Deportation nach Frankreich und fand in den USA eine neue Zukunft.
An die jüdische Vergangenheit in Kirchheimbolanden erinnert auf dem Platz der Synagoge eine Reihe von „Denkstätten“, darunter auch drei „Denksteine“ aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Dachau und Natzweiler-Struthof.
Eine weitere „Denkstätte ist der Jüdische Friedhof im Judental mit seinen 172 Grabsteinen. Sie stammen zumeist aus dem 19. Jahrhundert; der älteste weist das Jahr 1603 aus.
Sie bleiben Zeichen gegen das Vergessen.

