Katholische Kirche St. Peter
„Schwesterkirche“ Weyhers/Rhön
Die ersten Pläne für St. Peter in Kirchheimbolanden hat 1838 August von Voit (1810-70) geliefert. Bereits 1834-38 hatte er hier die Synagoge [Standort 35] gebaut. Für St. Peter sahen seine Pläne einen repräsentativen neuromanischen Kirchenbau mit einer Turmfassade vor, der sich aber aus Kostengründen nicht realisieren ließ. Auch ein reduzierter zweiter Entwurf erwies sich als zu teuer.
So kam in Kirchheimbolanden nicht Voit zum Zug, sondern es wurde ein in München vorliegender Plan aus dem Regierungsbezirk Unterfranken (für Weyhers in der Rhön) noch einmal verwirklicht. St. Peter hat damit eine „Schwesterkirche“.
Sinnbilder des Christlichen
Die bildliche Ausgestaltung der Kath. Kirche St. Peter spannt einen Bogen von der Zeit um 1500 bis ins 20. Jahrhundert:
● Im Kunstdenkmalerinventar wird vor allem die spätgotische Mondsichel-Madonna (künstlerisch ähnlich der Eltviller Muttergottes in St. Peter und Paul) im Marienaltar links vor dem Chor herausgehoben.
● Die Statue des rechten Seitenaltars stellt den Heiligen Josef dar (1905).
● Die Schraudolph-Bilder über beiden Altären zeigen die Apostelbrüder und den Heiligen Petrus. (Johann Schraudolph (1808-1879) ist vor allem durch seine Speyerer Domausmalung bekannt.)
● Der Hochaltar präsentiert holzplastische Szenen zur Leidensgeschichte und wird von einer Kreuzigungsgruppe gekrönt.
● Die gewölbte Chordecke thematisiert die Bergpredigt (1905).
● Im Hauptschiff haben an den Seitenwänden mittig St. Petrus und St. Paulus ihre Plätze.
● Unter der Emporenbrüstung sind König David (mit der Harfe) und die Heilige Cäcilia dargestellt.
● In den Seitenräumen der Vorhalle befinden sich der Taufstein sowie Statuen des Heiligen Antonius (signiert 1930) und der Heiligen Elisabeth.
Damit vereinigt die Kath. Kirche St. Peter in ihrem neuromanischen Kirchenraum ein breites sinnbildliches Spektrum des Christlichen. Denn verkörpert zum Beispiel Elisabeth die tätige Barmherzigkeit, so stehen die Bergpredigt und die Leidensgeschichte sowie ganz allgemein Maria, Josef und Paulus für die Botschaft des Neuen Testamentes.


Kaiserzeitlicher Bürgerpark
Im frühen 19. Jahrhundert war der heutige Schillerhain eine öde Anhöhe im Westen der Stadt. Dann aber ergab sich anlässlich des 100. Geburtstages von Friedrich Schiller 1859 die Idee, hier ein Schillerdenkmal zu errichten.
Dessen Realisierung erfolgte aber erst 1896 – nun zugleich im Sinne kaiserzeitlicher Selbstdarstellung. Das Schillerdenkmal wurde deshalb ergänzt durch eine Gedenkstätte für Kaiser Wilhelm I.
Bei beiden Denkmälern handelte es sich um Büsten, die als „Massenware“ bei der zur Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) gehörenden Galvanoplastischen Kunstanstalt in Geislingen zu erhalten waren: Schiller, 105 cm Höhe und Kaiser Wilhelm I., 110 cm Höhe. Eine kaiserzeitliche Ansichtskarte „überliefert“ beide Denkmäler.
Wie 1897 Koblenz – dort allerdings „überdimensioniert“ am „Deutschen Eck“ –, so hatte damit auch Kirchheimbolanden „seine“ Kaiser Wilhelm-Gedenkstätte. Man bedenke: Derselbe Wilhelm, der am 14. Juni 1849 beim Gefecht in Kirchheimbolanden die preußischen Truppen gegen die Freischärler befehligt hatte [Standort 48] , erhielt nun auf dem „Schillerhain“ sein Denkmal. Freilich: Den Freischärlern war bereits 1872 auf dem Friedhof der Stadt mit der „Trauernden Germania“ [Standort 49] ein weit mächtigeres Denkmal gesetzt worden.
Doch hier auf dem Schillerhain stand eine ganz andere Sinnstiftung im Zentrum.
So verwundert auch nicht, dass beide Schillerhain-Denkmäler in der Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg zerstört wurden.
An eine Erneuerung war erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu denken – nun aber allein mit einem neuen Schillerdenkmal. Die 3 m hohe Figur, von Bildhauer Richard Menges aus Kaiserslautern geschaffen, wurde 1951 eingeweiht – als Auftrag zum Wiedergewinn des Menschlichen. Entsprechend betonte die Festrede: Was wir heutigen Menschen aus Schillers Werken lernen sollten, sei im wahrsten Sinne des Wortes weltoffen zu sein. Stattdessen sind wir in zwei Weltkriege hineingeraten, was hätte vermieden werden können, wenn die Menschen seine Zitate weniger auf den Lippen, als vielmehr im Herzen getragen hätten.


„Luftkurort Kirchheimbolanden“
War mit dem Bürgerpark auf dem Schillerhain eine überraschend schöne Anlage [entstanden], wie man sie in einer kleinen Stadt selten findet, so schloss daran sehr schnell auch der Gedanke eines „Luftkurortes Kirchheimbolanden“ an.
Der Stadtrat beschloss deshalb, „auf der Höhe des Schillerhains ein Kurhaus zu errichten. Dasselbe ist im modernen Villenstil gebaut und wurde 1904 eröffnet.“
Der im Jahr darauf erschienene „Führer durch den pfälzischen Luftkurort Kirchheimbolanden“ stellt deshalb das Kurhaus gebührend heraus:
Es ist selbstverständlich mit allem versehen, was zu einem Kurhaus gehört, die Verpflegung ist reichlich und billig und der Pächter der Anstalt […] tut alles Mögliche, den Kurgästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. […] Die eleganten Zimmer mit ganz neuem Mobiliar kosten je nach Lage und Größe 1 bis 2 ½ Mark, die Beköstigung pro Tag 3 ½ Mark, wobei des Morgens Kaffee mit Butter und Honig, mittags ein vollständiges Diner mit Kaffee, und abends ein reichliches Abendessen geboten wird.
Dazu bietet der Schillerhain ein kur-entsprechendes Umfeld:
Unmittelbar hinter dem Kurhaus beginnt der große, stundenweit ausgedehnte Donnersberger Wald mit guten, trockenen Wegen, vielen Ruhebänken, genauer Markierung und vortrefflicher ozonreichen Luft. Auch ein Tennisplatz ist vorhanden und Gäste aus Kirchheim und Alzey stellen sich hier oben reichlich ein. Der Kurhauspächter gibt auf alle Anfragen gerne Auskunft und ist auf Verlangen bereit, solche, die es wünschen, mit Wagen am Bahnhofe abholen zu lassen.
Und auch für Weiteres wird gesorgt: Im „Musikpavillon“ gastieren Musikkapellen und geben regelmäßig Konzerte.
Der Erste Weltkrieg und die folgende, von Beginn an bedrohte Demokratie bringen die Kirchheimbolander Kuraktivitäten dann aber schon bald zum Erliegen.

„Villa Michel“
Der Kurbetrieb auf dem Schillerhain beschränkte sich nicht allein auf das Kurhaus. Fast gleichzeitig ließ die BASF Ludwigshafen ein Erholungsheim für ihre Belegschaft errichten. Das im kaiserzeitlichen Mischstil erbaute imposante Gebäude gehört heute als „Wichernhaus“ zum Heilpädagogium Schillerhain in der Trägerschaft der Pfälzischen Landeskirche.
Ebenfalls ein Teil des Heilpädagogiums ist die „Villa Michel“, der Landsitz des BASF-Vorstandsmitglieds Dr. Oskar Michel und seiner Frau Luise, der Tochter Dr. Carl Glasers [Standort 15] und Enkelin des Kirchheimbolander Demokratie-Verfechters Dr. Friedrich Glaser [Standort 53] . Der Schillerhain war damit in der späten wilhelminischen Kaiserzeit ein eigenes Stadtviertel. Ein damaliges Foto zeigt von links nach rechts: die „Villa Michel“, das Kurhaus und das BASF-Erholungsheim.
Oskar und Luise Michel bleiben in Kirchheimbolanden aber nicht nur mit der „Villa Michel“ verbunden, sondern ebenso mit ihrem Gutshof in der Dannenfelser Straße, das heutige Rehabilitationszentrum am Donnersberg, (Dannenfelser Straße 42), sowie einer Zuwendung an die Stadt Kirchheimbolanden zur Errichtung von 29 Siedlungshäusern (Dr.-Oskar-Michel-Straße und Luise-Michel Straße) am damaligen Südrand der Stadt.
Die Stadt Kirchheimbolanden hat das vielfältige soziale Engagement 1950 mit der Ehrenbürgerwürde für Luise Michel (1880-1969) gewürdigt – auch in Erinnerung an Oskar Michel (1868-1935), Mitglied des Stadtrates (1929-1933).
