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Barrikade am Schlossgarten

Revolutionsort Barrikade

Barrikaden sind besonders dramatisch aufgeladene Symbole der Revolution von 1849. Vor allem in Sachsen, wo es im Mai 1849 bei Barrikadenkämpfen 250 Tote gab, wurden sie auch zu einem Thema der bildenden Kunst. Eine sehr eindringliche Dresdner Barrikadenszene hat der Maler Julius Scholtz (1825-93) dargestellt.

Als Nahaufnahme vermittelt sie einen Eindruck von der Intensität der Auseinandersetzung zwischen Freischärlern (hier in bürgerlicher Kleidung) und preußisch-sächsischem Militär. Ebenso dokumentiert sie die „Architektur“ der Barrikaden: herausgerissene Pflastersteine, Wagenräder, Holzfässer. Letztere (frz. barrique = Fass) führten auch zur Bezeichnung Barrikade.

Mythos Barrikade

Als Symbolort des Widerstandes gegen bedrückend empfundene Obrigkeiten hat das Barrikadengeschehen nicht selten Mythenbildungen befördert – so auch in Kirchheimbolanden.

Die für einen Mythos notwendige Personifizierung bot dabei Mathilde Hitzfeld [Standort 59]. Eine 1893 erschienene Illustration zeigt die 1849 Dreiundzwanzigjährige mit schwarzrotgoldene Fahne auf einer Barrikade. Entsprechend erinnerte auch der Kirchheimbolander „Lokalanzeiger“ 1905 in einem Nachruf auf Mathilde Hitzfeld: Sie nahm teil an dem Barrikadenkampfe in Kirchheimbolanden und versuchte mit einer kleinen Schar verwegener Freiheitshelden vergeblich dem Vordringen der Preußen Einhalt zu gebieten. Zeitungstext und Buchillustration liegen damit auf einer Linie.

Da aber 1849 in Kirchheimbolanden keine Barrikadenkämpfe stattfanden, wird ein dramatisches Geschehen konstruiert – nicht als „fake news“, sondern als Anreiz zu emotionaler Vorstellung und Verklärung.

Aber nichts anderes stellte das Geschehen vom 14. Juni 1849 auch schon kurz darauf dar. Ein Brief des Freischärlers Joseph Regnier aus Mainz gibt Auskunft: Es war ein merkwürdiger Gemütszustand, in dem wir uns befanden, wir hatten alles um uns vergessen und dachten, es könne gar nicht anders sein.“