1848/49 im Museum
Vom Hambacher Fest 1832 zur Revolution 1848/49
Einer der Schwerpunkte des Museums im Stadtpalais Kirchheimbolanden ist der Revolution 1848/49 gewidmet (Raum OG 9). Ebenso wird das Hambacher Fest 1832 thematisiert, auf dem die Ideen der Einheit und Freiheit politisch öffentlichkeitswirksam grundgelegt wurden (Raum OG 8). Und auch das Königreich Bayern, zu dem die Pfalz seit 1816 gehörte, hat seinen musealen Platz (Raum OG 7).
Das Hambacher Fest wird vor allem an Hand seiner beiden Hauptexponenten Philipp Jakob Siebenpfeiffer [1798-1845) und Johann Georg August Wirth [1798-1848) dargestellt, deren Nationalfest der Deutschen am 27.Mai 1832 rund 30.000 Besucher – Männer und Frauen – hatte. Dabei war auch eine Gruppe aus Kirchheimbolanden, darunter der Posthalter und Gastwirt Johann Theobald Ritter [Standort 52] und der Bäcker Jakob Daum, der in einer Hörstation über das Fest und die gerichtlichen Folgen berichtet.
In der anschließenden Museumsabteilung (Raum OG 9) werden auf über 120 qm an Hand von mehr als 200 Objekten die drei Hauptphasen der Revolution ausgebreitet.
Das politische Beben im Frühjahr 1848 mit der Forderung größerer Mitspracherechte ist in Kirchheimbolanden eng mit dem Arzt Dr. Friedrich Glaser (1814-49) [Standort 53] verknüpft. Sein Engagement hat wesentlich zur politischen Mobilisierung der Öffentlichkeit mit der Bürgerversammlung am 5. April 1848 [Standort 56] und dem Kirchheimbolander Bürgerverein [Standort 60] beigetragen. Die zu seiner Erinnerung gestiftete Gedenktafel (Station 4) fasst sein Wirken in der Sprache der Zeit treffend zusammen: Dem edlen Kämpfer für Wahrheit, Licht und Einigkeit Dr. Friedrich Glaser weihet dieses Denkmal der Bürger- und Volksverein Kirchheim im Mai 1849.
Die im Sommer und Herbst 1848 anschließende Institutionalisierung der Revolution wird unter anderem an Hand zweier markante Schwarz-Rot-Gold-Fahnen – der Bürgerwehr und der Freischar – (Stationen 8, 1) markiert. Galt es doch, bei aller nationalen Euphorie auch die innere Sicherheit zu gewährleisten ebenso, aber auch den demokratischen Aufbruch weiterhin entschlossen sichtbar zu machen und zu begleiten, zumal in der Frankfurter Paulskirche seit dem 18. Mai 1848 die Deutsche Nationalversammlung eine Reichsverfassung ausarbeitete (Stationen 11, 12).
Indem dann jedoch insbesonders Bayern und Preußen die am 28. März 1849 verkündigte Reichsverfassung ablehnten, kam es zur Machtprobe. Auch in der Pfalz brach ein Aufstand aus. Die Konstitution sollte nun militärisch „von unten“ durchgesetzt werden.
Wie das in der Pfalz im Einzelnen erfolgte, wird ausführlich präsentiert (Stationen 2, 3, 10, 13, 20), beginnend mit der Unabhängigkeitserklärung der Pfalz und der vierwöchigen Tätigkeit der Provisorischen Regierung der Pfalz (Station 13).
Das Ende macht dann das Kirchheimbolander Schlossgartengefecht zwischen rheinhessischen Freischärlern und preußischen Truppen [Standort 48] offenkundig. Dramatisiert wird das Geschehen auf einem zimmerhohen Raumteiler (Station 18) und an einer Hörstation mit dem Bericht eines Freischärlers (Station 16).
Die Folge markiert der „Kaisertisch“ (Station 2), an dem der Ober-kommandierende der preußischen Truppen, Kronprinz Wilhelm, der spätere Kaisers Wilhelm I. (Station 3) die Erklärung der Rheinpfalz in den Kriegszustand ausfertigte.
Hatte sich also das politische Engagement für Einheit und Freiheit gelohnt?
Das war nicht nur eine Männerfrage. Es betraf ebenso die Frauen. Das wird an der Hörstation
(Station 10) deutlich, an der Mathilde Hitzfeld (1826-1905) zu Wort kommt.
Denn die Kirchheimbolander Revolutionsikone zeigt sehr deutlich, wie die weibliche Lebenssphäre durch die Revolution emanzipiert wurde.
Für die gesellschaftlich-politische Weiterentwicklung der Revolution war trotz allem formalen Scheitern aber nicht nur die emanzipatorische Wegweisung grundlegend, vor allem blieben nun die Ideen von Freiheit (Grundrechte, Volkssouveränität und Gewaltenteilung) sowie Einheit (Schaffung eines deutschen Nationalstaates) auf der politischen Agenda.
Zunächst galt es aber für die siegreiche Staatsgewalt zuerst einmal, die „Ordnung“ wieder herzustellen und die Träger der Revolution zur Verantwortung zu ziehen (Stationen 25, 26).
Schon bald begann aber auch die „Erinnerungsstiftung“, in Kirchheimbolanden mit der Errichtung einer „Germania“ (Station 23) [Standort 49]. War das 1872 ein markantes Zeichen der „Memoria“, so setzte man dem auch später immer wieder Akzente (Station 24). Die Freischaren- Stadt-Tour Kirchheimbolanden gehört ebenfalls dazu.


Historische Urteilbildung im Museum
Sich heute mit der Revolution von 1848/49 zu befassen, heißt in historische Ereignisse, Probleme, Konflikte und Entscheidungen einzutauchen, durch die das Alte, der monarchische Obrigkeitsstaat, zur Disposition gestellt wurde. Zur Ausgestaltung des Neuen gab es jedoch keine Einmütigkeit.
Um hier zu einem historischen Urteil zu kommen, bedarf es vor allem dreier Sichtweisen: unter den Perspektiven der politisch Handelnden, der Adressaten und des Systems. Dabei heißt System im Aspekt des Heute: die freiheitliche-demokratische Ordnung. Das schießt dann einen zweck- und wertrationalen Zugang ein.
Museumsobjekte zur Erprobung und Anwendung dieses Diagnoserasters präsentiert die Abteilung „Revolution 1848/49“ im Museum im Stadtpalais in großer Zahl. (Dabei sind dann natürlich immer nur einzelne Kriterien des Rasters relevant.
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.
Gerne organisiert das Museum Führungen und Veranstaltungen mit Schulklassen.
Zudem sind im „Musiksälchen“ auch Trauungen durch das Standesamt der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden (Tel. 0652/4004-200 oder 202) möglich.
