Dr.-Carl-Glaser-Straße / Schillerhain

Carl Glaser

Geheimer Hofrat Dr. Carl Glaser, 1841 in Kirchheimbolanden geboren, besuchte die hiesige Lateinschule, die Kreisgewerbeschule Kaiserslautern und die Polytechnische Schule in Nürnberg. Anschließend studierte er Chemie in Erlangen und Tübingen, um danach in der BASF Ludwigshafen tätig zu werden. Seit 1895 Mitglied des Aufsichtsrates, war er 1911-19 dessen Vorsitzender. Eine große Rolle spielte er bei der fabrikmäßigen Herstellung von Farbstoffen.

Für die Chemie, die neben dem Maschinenbau und der Elektrotechnik dritte große Leitindustrie der „Kaiserzeit“, war Dr. phil. und Dr. ing. h.c. Carl Glaser einer der Pioniere.

Städtebaulicher Präferenzwandel

Waren in der Kaiserzeit die äußere Vorstadt (von der Edenborner Straße stadtauswärts). Und die Bahnhofstraße [Standort 45] bevorzugte Lagen für eine repräsentative Wohnbebauung, so brachten die Kriegsjahre 1914-18 einen Stillstand.

Danach änderten sich die Präferenzen. Nicht mehr die Hauptverkehrsstraßen waren gefragt, sondern ruhigere Stadtrandlagen.

Ein Beispiel ist die Dr.-Carl Glaser-Straße. Sie entstand durch den Ausbau eines bisherigen Feldweges, über den man auch zum Bürgerpark auf dem Schillerhain gelangen konnte.

Das machte die neue Wohnlage städtebaulich zusätzlich attraktiv. Auf der Südseite mit villenartigen kubischen Walmdach- und Krüppelwalmdachhäusern, später auch in einfacheren freistehenden Einfamilienhäusern bebaut, dominierte auf der Nordseite eine 1919-23 in neoklassizistischen Formen errichtete Fabrikantenvilla (Glaserstraße 4.). Ihr Bauherr war der Kirchheimbolander Gerbereibesitzer Theodor Seyler. Seine aufwändig ausgestattete Villa verband gehobenen Wohnstil mit gebührender Repräsentation.

Der Bauboom in der Glaserstraße kam aber bereits nach wenigen Jahren in der Weltwirtschaftskriese (1929) zum Stillstand. Die obere Glaserstraße ist mit ihrer Bebauung deshalb der jüngeren und jüngsten Zeit zu verdanken.